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Kategorie: News Seniorenfußball
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Wenn man in der Vorsaison Tabellendritter wird und sich punktuell mit einem Stammspieler aus Landesliga und einem aus der Bezirksliga verstärkt und dann auch noch kein Feldspieler den Verein verlässt, dann ist man automatisch Mitfavorit um den Aufstieg. Alles andere wäre auch vermessen zu behaupten. Doch das letztlich einige Faktoren zusammenspielen müssen, sollte einem jeden Fußballkenner bewusst sein. Zu viele hochgelobte Vereine mussten die bittere Realität in den verschiedensten Ligen kennenlernen und sind anschließend böse aufgeschlagen.

Wie es bei der TuS Mechernich läuft und besser gesagt laufen sollte, damit dieser Fall nicht eintritt haben wir bei Trainer Guido Mertens nachgefragt.

rb: Hallo Guido. Ein Jahr lang bist Du nun im Amt als Trainer der I. Mannschaft und hast mit Deinen Jungs die letzte Saison als Tabellendritter abgeschlossen. Bist du damit zufrieden?

Guido Mertens: Hallo. Ja, auf jeden Fall. Zunächst einmal war es ja nicht klar, ob die Mannschaft, die jahrelang von Peter Langer trainiert worden war, überhaupt bereit war, Veränderungen, die ein solcher Trainerwechsel mit sich bringt, zu folgen. Da war es für mich äußerst erfreulich, als ich merkte, dass die Jungs mir unvoreingenommen eine faire Chance gegeben haben. Der dritte Platz war dann letztendlich der verdiente Lohn für die Arbeit der Jungs.

rb: Ihr seid eigentlich immer in der Verfolgerrolle gewesen, habt Euch zum Schluss aber nochmal mit einer beeindruckenden Serie heran gekämpft. Wäre vielleicht noch mehr drin gewesen?

Guido Mertens: Ich denke, wir haben schon das Optimum herausgeholt. Man muss ja fairerweise sagen, dass wir nur ein einziges Mal einen vermeintlich „Großen“ schlagen konnten, alle anderen Spiele gegen die Spitzenteams gingen verloren oder konnten höchstens unentschieden gestaltet werden. Zudem hatten wir in einigen Spielen Glück. Da waren Spiele dabei, die wir auch knapp hätten verlieren können, statt sie knapp zu gewinnen.

rb: Schauen wir nach vorn. Bald beginnt die neue Spielzeit. Nur Stammtorhüter Robert Meyer (pausiert) und Dein bisheriger Co-Trainer Björn Moldenhauer haben den Verein verlassen. Vier Neuzugänge und ein „neuer“ CO-Trainer sind dazugekommen. Dazu kommen ein paar Rückkehrer. Erzähl uns etwas zu Ihnen.

Guido Mertens: Der neue Co-Trainer ist ja gar nicht so neu. Ronny Grothe war in der vergangenen Saison bereits ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft und für die Fitness der selbigen verantwortlich. Ich bin schon seit 20 Jahren mit ihm befreundet, wir haben uns beruflich kennen und schätzen gelernt.

Hussein „Huggi“ Yassine war ja bereits einmal bei der TuS und ist sicherlich ein erfahrener Torhüter. Lukas Floß hingegen ist unser jüngster Spieler und bringt für einen solch jungen Mann schon

eine enorme körperliche Präsenz als Torwart mit. Es macht Spaß, ihm im Training und bei den Spieleinsätzen zuzusehen. Tobias Lebert ist sicherlich den meisten Fans der TuS ein Begriff, da er schon einmal für diesen Verein gespielt hat. Seine Erfahrung als jahrelanger Stammspieler beim Kaller SC in der Bezirksliga wird sicherlich dabei helfen, unser gemeinsames Ziel zu verwirklichen. Gleiches gilt natürlich für Marcus Georgi, der ebenfalls jahrelang Stammspieler in einer höheren Spielklasse, hier in der Landesliga für Nierfeld, war. Beide zeigten in den Vorbereitungsspielen bereits, dass sie eine junge Mannschaft führen können. Sie sind bereits bestens integriert, da sie mit den meisten Spielern schon lange befreundet sind.

Aber auch eine Rückkehr von Andre Winnen, der nach einem Kreuzbandriss wieder angreifen möchte und auch Mirko Lepartz, den ich auch noch als neuen Spieler bezeichnen möchte, da er nach seinem Wechsel im Winter leider sofort aufgrund eines Bandscheibenvorfalls ausfiel, sehe ich als Verstärkungen an.

Letztlich hat auch Tobias Pessara, der beruflich kürzer treten musste, wieder mehr Zeit und wird uns ebenfalls als Torhüter zur Verfügung stehen. Alles in allem haben wir einen sehr guten Kader mit einem großen Konkurrenzkampf, der hoffentlich dazu führt, dass sich die Jungs immer wieder zu Höchstleistungen antreiben lassen.

rb: Die neue Saison steht in den Startlöchern. Wie lief die fünfwöchige Vorbereitung?

Guido Mertens: Obwohl wir verdient gegen einen B-Ligisten im Pokal ausgeschieden sind (Anm.: 11:10 n.E. in Schönau) und auch gegen andere unterklassige Mannschaften unsere Probleme hatten, so muss ich doch sagen, dass ich mit der Vorbereitung vollauf zufrieden bin. Die Jungs waren wieder zahlreich bei den Einheiten dabei und das hochmotiviert. Wir konnten ein gelungenes Trainingslager in Bitburg durchführen, und die Spiele gegen höherklassige Mannschaften wie FC Bitburg und TuS Schmidt aus der Bezirksliga sowie Burgwart-Bergstein aus der Landesliga offen gestalten. Alle Spiele wurden nicht verloren, was auch für den Kopf ganz gut war. Ich denke, die Jungs sind heiß und wollen endlich wieder um Punkte kämpfen.

rb: Du sprichst es an. Es gab Höhen und Tiefen. Ist das eine reine Kopfsache, die die Jungs mit sich ausmachen müssen? Wo kannst Du noch etwas herauskitzeln?

Guido Mertens: Wir müssen uns bewusst machen, dass wir in jedem Spiel, egal wie der Gegner heißen wird, an unsere Leistungsgrenze gehen müssen. Niemand wird uns etwas schenken. Es darf niemand glauben, dass wir aufgrund unserer Neuzugänge etwas Besonderes sind. Wir haben ein wirklich gutes Team, das haben aber andere Vereine auch.

rb: Die Mannschaft war sofort zu Beginn der Vorbereitung voll dabei und Du hast jetzt einen 24-köpfigen Kader. Es können sonntags aber maximal 14 Jungs spielen. Was wird das Erfolgsrezept sein um alle bei Laune zu halten?

Guido Mertens: Von diesen 24 Spielern, die ich tatsächlich auf dem Papier habe, sind 3 Torhüter. Von den 21 Feldspielern stehen mir lediglich 19 zur Verfügung, da zwei Spieler nur noch im Notfall aushelfen möchten. Somit relativiert sich die Anzahl schon, da es immer wieder Ausfälle geben wird, bedingt durch Arbeit, Krankheit oder Urlaub.

Dennoch müssen alle realisieren, dass es immer wieder Fälle geben wird, in denen ich Spielern sagen muss, dass sie nicht spielen, bzw. in der zweiten Mannschaft aushelfen, um Spielpraxis zu sammeln. Wir werden nur Erfolg haben, wenn alle bereit sind, ihr eigenes Ego für den Erfolg des Vereins und der Mannschaft hintenanzustellen und auch mal mit weniger als 90 Minuten Spielzeit zufrieden zu sein. Das habe ich den Jungs bereits klar gemacht. Konkurrenzkampf belebt das Geschäft, aber keiner darf dann denken, dass er nicht mehr wichtig für die Mannschaft ist, wenn er mal nicht spielt oder weniger. Wir hatten in der letzten Saison auch nur Erfolg, weil wir als Einheit auf den Platz gegangen sind. Das müssen wir auch jetzt tun, ansonsten werden wir keinen Erfolg haben.

rb: Ein größerer Kader, wo fast alle Jungs fit sind bringt dennoch Risiken mit sich. Hast Du Angst davor ein paar von Ihnen mitzuteilen, dass es für sie im kommenden Spiel kein Platz im Kader gibt?

Guido Mertens: Wie gesagt, alle sind wichtig und werden gebraucht. Dass es immer Spieler gibt, die in ihrer Entwicklung weiter sind als andere, ist nichts Ungewöhnliches und in jedem Verein so. Jeder ist seines Glückes Schmied und kann sich Woche für Woche im Training oder den Spielzeiten, die er bekommt, anbieten und zeigen. Es liegt an jedem Einzelnen, sich aufzudrängen.

rb: Die fußballerische Pause von Torwart Robert Meyer führt zu einer Lücke. Welcher der drei Torhüter kann sie am ehesten schließen?

Guido Mertens: Alle Drei haben gute Anlagen und das macht es wirklich schwierig. Für mich ist es halt wichtig und gut zu wissen, dass ich jeden einzelnen bedenkenlos ins Tor stellen kann. Vielleicht wechseln wir aber auch zwischendurch einmal auf dieser Position, schließlich gibt es auch dort wie auf allen anderen Positionen Konkurrenzkampf. Ich werde mir auch in den Trainingseinheiten immer wieder genau ansehen, wer bereit ist, ans Limit zu gehen.

rb: Die Presse aber auch nicht wenige Konkurrenten sehen die TuS in diesem Jahr ganz oben dabei. Wie siehst Du es? Nehmt Ihr die Mitfavoritenrolle an?

Guido Mertens: Wir wurden in der vergangenen Saison Dritter, haben uns mit erfahrenen Spielern verstärkt und andere erfahrene Spieler kehren zurück. Wir werden sicherlich nicht sagen, dass wir in dieser Saison 8. werden möchten.

Aber wir können unsere Lage realistisch einschätzen, wir haben eine konkurrenzfähige Mannschaft, die sicherlich aufsteigen kann. Aber das haben andere Vereine auch.

rb: Das die TuS aber auch eine starke Konkurrenz haben wird ist logisch. Wer zählt für Dich in diesem Jahr zu den Favoriten?

Guido Mertens: Die üblichen Verdächtigen ETSC II, Lommersum, Marmagen-Nettersheim. Mich hat zudem in der abgelaufenen Saison auch Zülpich beeindruckt, die eine sehr junge, gute Mannschaft haben. Alle diese Mannschaften spielen auf Rasen oder Kunstrasen und verfügen über ein hervorragendes Passspiel. Lediglich Dollendorf-Ripsdorf und wir spielen noch auf Asche. Das kann man als Heimvorteil ansehen, aber meiner Meinung nach ist es ein großer Nachteil, sei es bei den Übungen im Training, wo der Ball aufgrund der Platzverhältnisse oftmals verspringt, oder aber bei Gesprächen mit interessanten Spielern. Viele winken dankend ab, wenn sie an unseren Platz denken. Daher denke ich, dass wir nicht der Aufstiegsfavorit sind, sondern auch in diesem Jahr ein ernstzunehmender Kandidat auf einen möglichen Aufstieg. Sollten die anderen Vereine jedoch nicht aufsteigen wollen, dann würden wir uns nicht dagegen wehren.

rb: Und die Aufsteiger? Kann einer ähnlich wie Elsig im letzten Jahr vorne mitspielen?

Guido Mertens: Da bin ich selbst einmal gespannt. Frauenberg ist souverän durch die Meisterschaft marschiert, Vernich hat mit dem Kunstrasen auch gute Möglichkeiten Spieler anzusprechen und für sich zu gewinnen. Dollendorf-Ripsdorf „darf“ wie wir weiterhin auf Asche spielen und hat sicherlich auch Schwierigkeiten, neue Spieler zu gewinnen. Und jeder, der einmal gegen „DoRi“ gespielt hat, der weiß, dass deren Trumpf auch immer der Zusammenhalt war. Ich erwarte dort eine kampfstarke Truppe, die bis zum Umfallen kämpfen wird. Ob es für diese Mannschaften reichen wird, ganz oben anzugreifen, wird abzuwarten sein. Wir werden sie sicherlich nicht unterschätzen.

rb: Schauen wir auf den kommenden Sonntag. Der erste Gegner ist Ligaurgestein Oleftal. Wie schätzt Du sie für diese Saison ein?

Guido Mertens: Olef war in der abgelaufenen Saison meiner Meinung nach besser, als es der Tabellenplatz aussagte. Ich gehe davon aus, dass sie uns alles abverlangen werden und wir bis zur letzten Sekunde kämpfen müssen, um den Sieg einzufahren. Trotz allem wäre alles außer ein Sieg eine herbe Enttäuschung für mich.

rb: Es ist ein Heimspiel und ihr geht als Favorit in das Spiel. Wird es eine klare Sache oder eher ein Geduldsspiel?

Guido Mertens: Wir werden keine Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute so beherrschen, dass wir locker gewinnen. Wir müssen in allen Spielen geduldig sein, sicher in der Abwehr stehen und unsere Chancen eiskalt nutzen. Ich erwarte, dass Olef uns anrennen lassen und selbst kontern möchte. Wenn wir dann alle vorwärts laufen und unsere Ordnung aufgeben, dann werden wir eine böse Überraschung erleben.

rb: Danach geht’s nach Blessem und dann folgen drei Aufsteiger in Folge. Bist Du zufrieden mit dem Auftaktprogramm?

Guido Mertens: Blessem hat im Kreispokal Marmagen-Nettersheim ausgeschaltet, das zeigt, dass sie über ein gutes Team verfügen. Wir werden keinen Gegner unterschätzen, egal, ob etablierter A-Ligist oder Aufsteiger. Sicherlich haben wir den Anspruch, diese Spiele zu gewinnen, schließlich wollen wir zumindest unser letztjähriges Ergebnis in der Tabelle bestätigen. Da müssen wir diese Spiele sogar gewinnen. Es soll aber niemand denken, dass das jetzt zum Selbstläufer wird. Auch gegen diese Gegner sind Niederlagen nicht ausgeschlossen. Wichtig ist, dass wir jedes Spiel wie ein Endspiel angehen und unsere bestmögliche Leistung abrufen. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir einen gelungenen Saisonstart erleben werden.

Vielen Dank Guido für die offenen Worte und viel Glück in dieser Spielzeit. (rb)